Hausärzte der Grundversorgung aus der Zentralschweiz haben sich in einem offenen Brief an Bundesrat Alain Berset gerichtet. Sie schreiben u.a.:
Ein Grossteil der aktuell in der Bevölkerung grassierenden Angst ist durch die aus unserer Sicht sehr einseitige Berichterstattung in den Medien entstanden. …
Was uns aber hier in Luzern auffällt, ist die Tatsache, dass es in den letzten vier Wochen für uns wahrnehmbar nur wenig Infekte gegeben hat, einige Corona-positiv Getestete, alle aber praktisch mit leichten, grippeartigen Symptomen und einer folgenlosen Ausheilung. Wir sehen aber ganz andere Phänomene: Leere Agenden bei uns Hausärzten und auch bei den Spezialisten, Patienten, die aus Angst vor dem Virus ihre Termine bei uns absagen, eine leere Notfallpraxis und vermehrt Patienten mit Angststörungen und Panikattacken. …
Durch die bundesrätlichen Massnahmen sollen die unmittelbaren Risikopatienten geschützt werden, also unsere hochbetagten, multimorbiden und z.T. bettlägerigen Patienten. Nach unserer Kenntnis sind die meisten der an Covid-19 verstorbenen Menschen in der Schweiz älter als die durchschnittliche Lebenserwartung. …
Damit die Angst in unserem Land endlich wieder abnimmt und um dem Eindruck in der Bevölkerung entgegenzutreten, wir Ärzte wären nur noch für Covid-19 zuständig, ist es uns ein wichtiges Anliegen, dass die medizinische Regelversorgung wieder hergestellt wird. Dies betrifft einerseits die Spitäler, welche nur noch dringliche Behandlungen durchführen dürfen und andererseits die Arztpraxen, die aus unserer Sicht aus überbewerteter Angst vor Ansteckung mit dem Virus, gemieden werden. Unsere berechtigte Sorge bezieht sich auf die möglichen Folgen, wenn dadurch ernste Erkrankungen nicht erkannt bzw. behandelt werden.
Ebikon/Luzern, 8. April 2020, Dr. med. Andreas Heisler, Dr. med. Manuel Grahmann, Dr. med. Edith Riegel, Dr. med. Ernst Feusi, Dr. med. Jochen von Eckardstein