Im Zuge der Bauernproteste in Deutschland und anderen europäischen Ländern gehen auch die italienischen Landwirte auf die Strasse. Für den heutigen 22. Januar hat das «Komitee der verratenen Bauern» (Comitato degli Agricoltori Traditi, CRA) in mehreren Städten zu einer Mobilisierung aufgerufen (wir berichteten).
Wie die Presseagentur ANSA mitteilt, richten sich die Proteste gegen die europäische Agrarpolitik, die Entscheidungen der Regierung und die grossen landwirtschaftlichen Verbände; sie dienen der Verteidigung der Landwirtschaft und der Landschaft, aber auch der Arbeit und der kleinen Unternehmen «gegen den Angriff der Importe», und sie richten sich gegen den «Verrat der Gewerkschaften». Man sei «von der Politik geplündert» und «von den Banken zerschlagen» worden.
Mobilisierungen seien bereits in zahlreichen Städten im Gange, zum Beispiel in Rom, Mailand, Turin, Bologna, Florenz und Neapel. Weitere seien in Vorbereitung. «Bis heute Abend werden auch in anderen italienischen Städten Mobilisierungen stattfinden», versichert Danilo Calvani, Vorsitzender des CRA, und «es wird eine grosse nationale Mobilisierung sein». Er erläutert:
«Wir befinden uns in einer Katastrophe. Steuern, internationale Abkommen, sogar bilaterale Abkommen mit Ländern, die es erlauben, Waren zu Schleuderpreisen hierher zu bringen, bringen uns um und wir haben keine gewerkschaftliche Vertretung mehr. Die grossen Agrarkonföderationen haben uns verraten. Einer der Hauptgründe für unsere Mobilisierung richtet sich genau gegen sie. (...) Sie haben sich hingesetzt und sich dem Diktat gebeugt. Ihre Chefs kassieren Millionengehälter im Jahr und wir hungern. Angefangen hat alles mit den Milchquoten, als sie uns abschlachteten und gegen die Viehzüchter vorgingen. Jetzt wenden sie dasselbe System gegen uns alle an.»
Calvani warnt jedoch davor, dass auch die Verbraucher darunter leiden werden, denn sie würden keine italienischen Produkte essen. Er schliesst:
«Wir sind am Ende unserer Kräfte: Wir riskieren eine sehr ernste Nahrungsmittelkrise, wenn wir nicht anfangen, Heuschrecken, Würmer und synthetisches Fleisch zu essen. Das ist es, wo sie uns hinführen wollen.»