Orthodoxe christliche Klöster in Estland könnten zur Schliessung gezwungen werden, wenn sie ihre Verbindungen zur Russisch-Orthodoxen Kirche (ROC) nicht auflösen, berichtet RT. Dies habe der Innenminister des EU-Staates, Lauri Laanemets, am Dienstag gegenüber dem Nachrichtenportal ERR erklärt und behauptet, dass solche Verbindungen ein Sicherheitsrisiko für das Land darstellen.
Der Minister habe am Dienstag das Pukhtitsa-Kloster besucht, um der Klosterleitung den Standpunkt der Regierung zu erläutern. Demnach müssen alle Kirchen, Gemeinden und Klöster, die dem Moskauer Patriarchat und «im Wesentlichen dem Kreml-Regime und den damit verbundenen Sicherheitsfragen» untergeordnet sind, Schritte unternehmen, um «diese Unterordnung zu beenden».
Gemäss RT erklärte Laanemets, das EU-Land werde «alles tun, um sicherzustellen, dass es in dieser Angelegenheit nicht zu einer Eskalation kommt». Er habe aber betont, es sei «aus sicherheitslogischer Sicht» unmöglich zuzulassen, dass estnische religiöse Organisationen dem russischen Patriarchen Kirill gehorchen, der laut Laanemets «erklärt hat, dass der estnische Staat nicht existieren sollte».
Gleichzeitig teilte Laanemets RT zufolge mit, dass der Staat «den Kirchen und Gemeinden nicht vorschreiben wird, wie ihre Zukunft aussehen soll». Es sei wichtig, «dass sie diese Entscheidungen selbst treffen». Er warnte jedoch, dass, wenn keine Entscheidungen getroffen würden, diejenigen, «die direkt dem Patriarchen Kirill, das heisst Moskau, unterstellt sind, ein Problem bekommen» und vom Staat rechtlich gezwungen werden könnten, alle Aktivitäten einzustellen.
Vorerst werde das Kloster Pukhtitsa seine Aktivitäten wie gewohnt fortsetzen können, so Laanemets weiter, während seine Leitung nach rechtlich und kanonisch akzeptablen Lösungen suche, die seine Beziehungen zum Moskauer Patriarchat kappen würden.
RT teilt zudem mit, der Minister habe Anfang des Monats auch bekannt gegeben, dass er einen Vorschlag an das estnische Parlament vorbereite, um die ROC offiziell als terroristische Organisation zu bezeichnen und alle ihre Aktivitäten im Land zu verbieten. Der Sprecher der Kirche, Vladimir Legoyda, erklärte daraufhin, diese Pläne würden an eine mittelalterliche Hexenjagd erinnern.
Die Estnische Orthodoxe Kirche (EOC) habe jedoch wissen lassen, sie beabsichtige nicht, ihre kanonischen Beziehungen zum Moskauer Patriarchat einseitig abzubrechen, und dass die ROC «auf kirchlicher Ebene nichts akzeptiert hat», was einen solchen Schritt erzwingen würde.
Estlands Vorstoss, das ROC zu verbieten, folge auf eine Erklärung des Weltrats des Russischen Volkes – einer öffentlichen Organisation, die von Patriarch Kirill geleitet wird –, in der behauptet wird, dass Russland ein globaler «Beschützer» gegen das Böse werden und sich den Versuchen widersetzen sollte, eine «universelle Hegemonie in der Welt» zu errichten. Das Land solle auch die Einheit des russischen Volkes wiederherstellen, das über die ganze Welt verstreut ist.
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